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and you will know
us by the trail of
dead
worlds
apart

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back
to the future?
ha'm
wir wieder 92? sind
kurt cobain, layne
staley und all die
anderen wieder am
start und
rocken horden von flanellhemdträgern
mit zerrissenen jeans
in kleinen clubs und
treten dabei dem
us-establishment
kräftig in die
sensiblen körperteile?
ja –
und nein. die jungs
mit dem langen namen
schicken sich an,
eine halbe generation
(x) später die
großen
heroen des grunge zu
beerben und verpassen
dieser uns so vertrauten
musik eine frischzellenkur,
wie man sie nicht
mehr für möglich
gehalten hätte.
während
truppen wie bush,
live oder creed die
ansätze von
pearl jam und co
ins stadionrock-format
übertragen
haben (und dabei
meist
nicht mehr als
je ein gutes
album zustande
brachten), haben
trail of dead mit
weniger hochglanz
und mehr abwechslungsreichtum
den ursprünglichen
geist des grunge
dort aufgefangen,
wo
er her kam: in
verrauchten clubs
und kleinen hallen.
gleichzeitig erweitern
sie das spektrum
durch so viele verschiedene
musikalische einflüsse,
dass man mit dem
aufzählen kaum
nachkommt.
auf
dem bereits anfang
2005 erschienenen "worlds
apart" (vielen
dank an sven, anne
und georg!) klingt
die truppe einerseits
so
engagiert
wie
nirvana
zu ihren besten zeiten
(was nicht zuletzt
auf die leicht brüchige,
kurt-cobain-ähnliche
stimme von sänger
conrad keely zurückzuführen
ist) und zeigt andererseits
ein derart hohes
maß
an musikalischer
bandbreite und eigenständigkeit,
dass man das album
am ehesten noch mit
dem (ungleich
längeren) pumpkins-meisterwerk
"mellon collie" vergleichen
kann. zwischen
ruhig und
rockig pendelnde
kleinode wie "will
you smile again?",
das beatleske titelstück
oder das the-who-meets-mother-love-bone-weltklasse-kurzepos
"the rest will
follow"
– immer bewegen
sich die "toten" mit
traumhafter sicherheit
im jeweiligen
musikalischen umfeld
und schaffen es auf
faszinierende weise,
scheinbar abgegrasten
terrains noch neue
facetten abzugewinnen.
das führt sie
auf ihrer reise bis
zu mitreißenden prog-rhythmen
("a classic arts
showcase")
und folklore-sounds
("to russia, my
homeland")
und begeistert den
hörer auch bei
wiederholtem durchlauf.
keine frage: vor
allem die ersten
acht stücke
sind das beste, was
in diesem sektor
in den letzten zehn
jahren (vielleicht
mit ausnahme
des 2003er pearl-jam-albums)
veröffentlicht
wurde. großtat!
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blind
guardian
a
twist in the myth

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orchestra bombastica
holla,
nach hördurchgang 1 muss
man erst mal durchatmen. einen derartige dichte von gitarrenmauern,
double-bass-attacken und chorgesängen ist man nicht einmal von
den, bombastischen elementen nicht gerade abgeneigten, krefeldern gewohnt.
die entwicklung, die sich auf den letzten alben bereits abzeichnete,
weg von ihren speed-metalligen wurzeln hin zu cinemascope-klängen
im mega-breitwandformat wird auf "a twist in the myth" konsequent und
umfassend fortgeführt. der härtegrad der meisten stücke übersteigt
dabei allerdings den von arena auf ihrem letzten album nur noch unwesentlich.
statt
metal überwiegt bombast-hardrock mit etlichen facetten aber ebenso
vielen passagen, die man meint, so oder so ähnlich schon auf einem
anderen guardian-album gehört zu haben. daher fällt das urteil etwas
zwiespältig aus.
"a
twist in the myth" ist durchaus angenehm hörbar, aber bei allen
chören und crescendi vermisst man leider zwingende kompositionen
à la "mirror mirror" oder "wait for an answer". "skalds and shadows"
ist als ruhepause zwischen all den uptempo-nummern zwar durchaus
willkommen,
wirkt aber dennoch (nicht nur wegen des titels) als ein "the bard's
tale" revisited.
alles
in allem haben blind guardian mit dem neuen opus ihren stil sicherlich
noch einmal verfeinert. ob dies aber ein
schritt in die richtige richtung war, wird die zukunft zeigen und
ist wohl auch geschmacksache. ein album mit orchester-unterstützung
ist
vermutlich die logische konsequenz und nach aussage der band auch
schon seit längerem
in planung.
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coheed & cambria
good apollo, i'm burning star

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strangers
in a strange land
seltsame
band, seltsamer plattentitel, aber genauer betrachtet eine recht
eingängige und relativ wenig seltsame musik: eine menge
hardrock, einiger prog und wie auf dem vorgängeralbum eine
schöne prise iron
maiden. wen die etwas quäkige stimme des sängers nicht
stört, bekommt
von c&c ein abwechslungsreiches und rockiges album geliefert,
das lange seinen reiz ausübt, auch wenn man nicht allzu
tief in das allen c&c-alben zugrunde liegende (comic-)konzept
eindringen will. zwar ist ihr 2004er album "in keeping secrets
of silent earth 3" noch einen tick besser, weil proggiger,
doch schon allein der meisterrocker "welcome home" ist
absolute pflicht für jeden fan.
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communic
waves of visual decay

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second
coming
das
niveau ihres
erstlings, des wohl besten debuts des vergangenen jahres,
zu halten, war für die
norweger offenbar kein problem: höchstnoten in
der einschlägigen musikpresse und zwei "album des monats"-auszeichnungen
deuten bereits an, was sich schon beim ersten durchhören
von "waves of visual decay" bestätigt: communic
ist nur gut ein jahr nach ihrem ersten geniestreich "conspiracy
in mind" ein mehr
als würdiger nachfolger gelungen. ihre markenzeichen, melodischer
powemetal mit starkem double-bass-einsatz, markantem gesang und
einem exzellenten gefühl für großartige melodien,
die schon den vorgänger prägten, dominieren auch auf
communics zweitling. die großen vorbilder metal church,
fates warning, sanctuary oder auch (neuerdings) metallica schimmern
zwar immer mal wieder durch,
doch
in ihrer gesamtheit sind alle sieben songs unverkennbar communic.
vom atmosphärisch dichten meisterwerk "watching
it all disappear" bis zum neckbreaker "my bleeding
victim" führen
sie die stilprägenden elemente vorgenannter bands zu einem
sehr kompakten eigenen mix zusammen, der hoffentlich noch für
zahlreiche weitere
alben auf diesem niveau gut ist. weiter so!
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dream
theater
score

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uneven score
deep purple taten es, metallica und sogar rage taten
es – und so war es auch nur eine frage der zeit, bis die ohnehin vielleicht
orchestralste rockband des planeten (wenn man von bombast-schwülstlingen
à la rhapsody einmal absieht) uns auch mit einer orchesterbegleiteten
live-einspielung ihres repertoires beglücken würde.
was
dabei heraus gekommen ist? nun, vor allem die erkenntnis, dass
es trotz der
teilweise hochkomplexen stücke des traumtheaters eigentlich keines
orchesters
bedarf, um die musik mit der entsprechenden wirkung auf eine große
bühne zu zaubern. die musikalischen fertigkeiten der herren portnoy,
petrucci, myung und ruddess und insbesondere die technischen möglichkeiten
der modernen musikelektronik degradieren das begleitorchester über
weite strecken des albums zu statisten. echte streicher und hörner
sind zwar ganz nett, aber für die letztendliche wirkung beim hörer
eher sekundär. dass mike portnoy den auf "score" mitgeschnittenen
auftritt für den bisherigen höhepunkt der band hält, ist sicher eher
aus musiker-
als aus hörersicht zu sehen. dass das zusammenspiel mit den klassischen
musikern exzellent funktioniert hat und die dream-theater-jungs
eine menge spaß bei der umsetzung hatten, ist deutlich spürbar.
dennoch
bleibt "live at budokan" schon auf grund der besseren songauswahl
und des knackigeren sounds das ultimative live-statement der komplexesten
rockband unserer zeit. für den fan ist "score" sicherlich dennoch
eine
lohnende anschaffung, zumal darauf auch eher selten live gespieltes
material zu hören ist.
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evergrey
monday morning apocalypse

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a matter of direction
metal oder prog? waren evergrey nach ihren prog-metal-krachern
der vergangenen jahre eindeutig dem genre der komplexen saitenquäler
zuzuordnen ist dies bei ihrem neuen album weitaus weniger deutlich.
die stücker sind kürzer, straighter und rockiger als noch auf "the
inner circle" und erinnern eher an die einer moderneren metal-combo.
ob dies eine positive weiterentwicklung darstellt oder eher den bisherigen
charakter
der
band in richtung mainstream einebnet,
muss jeder selbst entscheiden. bei aller freude am rock vermisst
man jedoch nach häufigerem durchhören großtaten wie "the essence
of conviction" oder "a touch of blessing". ordentliche platte, aber
auch nicht mehr.
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iron
maiden
a
matter of life and death

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only
a matter of rock
das isse: die suche nach der platte des jahres hat
schon im august ihr ende gefunden. die wahrscheinlichkeit, dass "a
matter
of life and death" in diesem jahr noch getoppt wird, ist so wahrscheinlich
wie ein weggang von bruce dickinson als leadsänger zu tokyo hotel.
konnte der vorgänger "dance of death" nur teilweise überzeugen,
bewegen sich die 10 tracks des neuen albums fast alle auf einem niveau,
das
sofort parallelen zum 2000er meisterwerk "brave new world" aufzeigt.
dabei ist es fast egal, auf welche stelle der cd man den laser
wandern lässt: ein episches meisterstück nach dem anderen
wird dem geneigten hörer serviert. dass lediglich der opener unter
der 5-minuten-grenze bleibt und sich das gros der stücke mit spielzeiten
zwischen 7 und 10 minuten eher in prog-dimensionen bewegt, zeigt
deutlich an, wohin die musikalische
reise geht: die stücke sind durchweg komplexer und meist auch atmosphärischer
geraten, als zumeist von maiden gewohnt.
wer,
wie ich, vor allem die
bombastischeren und längeren kompositionen der briten bevorzugte
(wie "ghost of the navigator", "paschendale" oder das legendäre
"alexander the great"), für den ist "a matter of life and death"
eine wahre
fundgrube.
musikalisch und stimmlich in absoluter hochform dargeboten,
gestaltet sich die auswahl von favoriten aus dem zehnerpack allerdings
schwierig. dennoch haben sich im laufe der hörzeit vor allem
die beiden monumente "the longest day"
und "for
the
greater good of god" als kandidaten für eine best-of-scheibe
herauskristallisiert. ansonsten gilt aber für die neue cd das,
was auch für "brave
new world" schon bezeichnend war: ein best-of-album voller neuer
songs.
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metal church
a light in the dark

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noch
ein urgestein der metal-seligen 80er jahre, das es immer wieder
versucht, an die erfolge (und großartigen kompositionen)
der vergangenheit anzuknüpfen. um es vorwegzunehmen: auch auf ihrem
neuesten werk schaffen es die kirchenmänner, von denen gitarrist kurdt
vanderhoof das einzig verbliebene originalmitglied ist, dies nur sehr
bedingt.
zwar
ist "a light in the dark" ein recht ordentliches metal-album
geworden,
aber
die
ganz großen
songs
und
riffs
bleiben
leider (wie auch auf den letzten vorgängern) wieder einmal aus. stände
nicht "metal church" auf dem cover hätte die platte es vermutlich
ziemlich schwer, von einem größeren publikum wahrgenommen zu werden.
da kann sänger ronny munroe auch noch so halford-mäßig kreischen, an
die
meisterwerke "blessing in disguise" und den rezensensten-favoriten
"the human factor" (mit dem imho besten metal-church-sänger mike howe)
kommt keine der zehn kompositionen heran. und ob man eine neuaufnahme
von "watch the children pray" wirklich braucht, muss jeder hörer
selbst entscheiden.
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motörhead
kiss of death

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kiss of life?
ok,
klar, musikalische innovationen oder auch nur eine leichte weiterentwicklung
auf einer motörhead-platte zu erwarten, zeugt von ungefähr so viel
realitätssinn wie die annahme einer dopingfreien tour de france. andererseits
gehören lemmy & co. ja gerade zu denen, deren platten man kauft, weil
man weiß, was einen erwartet und die man entweder alle mag oder alle
hasst. dennoch gibt es natürlich qualitative unterschiede, die aber
bei den alben der jüngeren vergangenheit scheinbar immer mehr verschwinden.
der
warzenmann bringt zwar mit schöner regelmäßigkeit neue scheiben heraus, an
sein letztes meisterwerk "1916", das zwar noch nicht ganz so alt
ist wie der plattentitel, aber immerhin aus dem jahr 1991 datiert,
ist er allerdings nie wieder herangekommen. insgesamt verfestigt
sich auch beim hören der tracks auf "kiss of death"
der eindruck, die neuen stücke könnten auch von irgendeiner anderen
beliebigen motörhead-platte
der jüngeren vergangenheit stammen. sie enthalten alle motörhead-typischen
elemente und song-stereotypen, ohne jedoch allzu lange im akustischen
gedächtnis hängen zu bleiben. echte fans werden sich davon nicht
abhalten lassen,
wer
jedoch die
wahren perlen in der motörhead-schatztruhe sucht, wird auf "kiss of
death" (übrigens ebenso wie auf dem vorgänger "inferno") nicht wirklich
fündig.
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pearl
jam
pearl
jam

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aufstand
der alten männer?
nach
ende ihres vertrages mit sony kann die letzte real existiereende
grungeband nun endlich ihre platten ohne externe einflüsse produzieren
und vermarkten. wer demzufolge eine grundlegende stiländerung erwartet
hatte, wird allerdings überrascht sein, denn das konsequenterweise
selbstbetitelte achte studioalbum fügt sich nahtlos in die bisherige
diskographie
ein.
zunächst
etwas rauer und rockiger als der folk- und country-beeinflusste
vorgänger enthält "pearl jam" dennoch alles, was die jungs aus
seattle über die jahre ausgemacht hatte und sie grunge-hype
und nu-metal-trends (fast) unbeschadet überstehen ließ: engagierte
texte, ed vedders noch engagierterer gesang und leicht abgeschrägtes,
aber immer melodisches geschrammel, allerdings auch leider wieder
den einen oder anderen überflüssigen langweiler, den man seit
"vs" auf jedem album mitgeliefert bekommt. hier ist dies der uninspirierte
schnarcher "parachutes", der jedoch durch knackige rocker wie
den
opener "life wasted" und die single "world wide suicide" oder
das u2-mäßige "unemployable" mehr als ausgeglichen wird. und wie
so
oft bei den letzten pearl-jam-veröffentlichungen sind die ruhigen,
atmosphärischen stücke wieder die besten, allen voran die halbballade
"gone" und der verhalten beginnende und sich dann immer mehr
steigernde rausschmeißer "inside job".
auch
diesmal offenbart sich der reiz
der meisten stücke erst nach mehrmaligen durchläufen, bleibt
dann aber nachhaltig. was "pearl jam" allerdings fehlt, ist eine
überragende
komposition wie "better man" auf der ansonsten ja damals ziemlich
misslungenen "vitalogy"
oder "i am mine" vom letzten album. "wasted reprise", das die
melodie von "life wasted" mit sehr schönem orgelspiel noch
einmal aufnimmt, hätte vielleicht so ein stück werden können, wenn
es
nicht schon nach knapp einer minute wieder zu
ende wäre.
was
bleibt, ist ein schönes alternative (postgrunge?) rock album, das
seinen reiz allerdings stärker durch den einmal mehr großartigen
gesang und den geliebten schrammmelsound von "seattles finest"
entfaltet als durch
seine
zwingenden
kompositionen. ohne echtes song-highlight ist "pearl jam" somit
kein ganz großer wurf à la "ten", aber auch kein rohrkrepierer
wie "vitalogy"
oder
"binaural", in meiner skala klar hinter "ten" und "vs", vielleicht
knapp hinter "no code" und "riot act" (die mit "present tense"
und "i am mine" klarere höhepunkte setzen), etwa auf dem level
von "yield". eine zusätzliche erwähnung verdient die
(schon fast gewohnt) schöne digibook-gestaltung.
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queensryche
operation:
mindcrime II

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time
to wonder
rückblende:
1988 produziert eine relativ unbekannte combo aus seattle (drei
jahre vor dem großen grunge-hype an selber stelle) ein konzeptalbum,
das als "the wall" des heavy metal in die rock-historie eingehen
wird. ein absolutes meisterwerk, darin sind sich kritiker wie
metal- und rockfans einig. die gnadenlose abrechnung mit dem "american
way of life & politics", gekleidet in eine wirre psychothriller-story
und mit herausragenden, melodisch-progressiven metal-kompositionen
vertont, macht die truppe um ausnahmevokalist geoff tate zu einer
festen größe im rock- und metal-genre.
wir
schreiben das jahr 2006: der rocksektor wird dominiert von melodiefreien
nu-metal-kapellen und pseudo-rockigen popsternchen, deren texte
sich meist nicht über die letzte liebe und die nächste
schlägerei
hinausbewegen. sichtbar gealtert und um einige gute, aber auch
um enttäuschende alben
reicher,
schicken sich queensryche nun an, ihrem unbestrittenen karriere-höhepunkt
ein adäquates sequel folgen zu lassen, das sowohl musikalisch als auch
inhaltlich und artwork-technisch die nähe zum großen
vorgänger
deutlich machen soll, ohne wie ein abklatsch zu wirken. nicht wenige
haben diesen versuch von anfang an mit skepsis betrachtet, nicht
ganz
unberechtigt
angesichts
von rohrkrepierern wie "hear in the now frontier" (tinnitus
aureus 1997) und ambitionierten, wenngleich nur mäßig
erfolgreichen qr-alben der sorte "q2k" oder "tribe".
natürlich
ist es kaum möglich, als absoluter fan von "operation:
mindcrime"
nun teil 2 zu hören, ohne ständig vergleiche im kopf
zu haben. ein versuch ist es trotzdem wert:
würde
man als rockfan om I nicht kennen und hätte auch von queensryche
noch nie etwas gehört (was dann allerdings die bezeichnung "rockfan"
ad absurdum führen würrde), hielte man om II für
eine abwechslungsreiche, mäßig harte
und bisweilen
etwas
seltsame scheibe fähiger musiker und eines herausragenden,
wenn auch sehr hoch singenden frontmannes, mit klarem stilistischem
und produktionstechnischem konzeptcharakter. für eine "rockoper"
marke ayreon fehlt allerdings (zum glück) noch einiges
an bombast. sollte man das entstehungsjahr
raten, könnte es irgendwo zwischen
1988
und
heute liegen. ob
das unmodern
oder
schlicht
zeitlos ist, muss jeder selbst entscheiden. ich tendiere zu zweiterem.
geoff
tates götterstimme hat in den ganzen jahren nichts von seiner
strahlkraft und brillanz verloren, dies gilt auch und besonders
für seine live-performance (wovon ich mich anlässlich
einer "operation
mindcrime"-show 2004
selbst
überzeugen
konnte). sein sauberer hoher gesang in kombination mit seiner
aggressiven
intonation schaffen es immer wieder, auch weniger gelungene kompositionen
deutlich aufzuwerten. leider gilt dies nicht in gleichem maße
für
die stimme der "mary", pamela moor, die vor 18 jahren
noch souveräner
klang. dafür versteckt sich aber auf track 10 ("the
chase")
ein juwel, das nicht nur alten rainbow-fans die tränen in
die augen treiben dürfte. hardrock-legende mr. ronnie james
dio himself hat geruht, einen track mit geoff tate zusammen zu
gehör zu bringen
und dank seiner ebenfalls scheinbar alterslosen vokalmacht
gehört dieses
stück schon automatisch zu den highlights des albums. kompositorisch
vermag es ebenfalls zu begeistern
und könnte durchaus
aus der feder von arjen lucassen stammen.
als
gesamtwerk wirkt das album trotz seines abwechslungsreichtums
sehr kompakt und geschlossen, stilistische brüche sind nicht
auszumachen. herausragende einzelstücke drängen sich
zunächst
allerdings im gegensatz zu om I (spreading the disease,
the needle lies, eyes of a stranger) nicht unbedingt auf, das wird
aber möglicherweise nach weiteren durchläufen noch anders.
bislang gefällt neben
"the chase" vor allem das speedige
needle-lies-pendant "i'm american", das auch textlich
deutlich macht, dass die seattle-truppe
dem lifestyle ihrer mitbürger und der politik ihrer regierung
(an denen sich seit 1988 auch nichts gravierendes geändert
hat) noch immer dieselbe ablehnung
entgegenbringt.
fazit:
dass om II an seinen übermächtigen ahn in irgendeiner
weise heranreichen würde, hätte wohl ohnehin niemand
ernsthaft erwartet. dass es queensryche allerdings
gelungen ist, nach so langer zeit den abstand zu einem der größten
meisterwerke in der geschichte der populären musik so angenehm
begrenzt zu halten, verdient uneingeschränkten respekt. die
platte ist weder uninspiriert noch langweilig, sie rockt und die
ab und zu einfließenden
musikalischen zitate aus om I sind so dezent verteilt, dass sie
zwar als verbindende elemente wirken, der
eindruck von selbstplagiat oder
einfallslosigkeit
jedoch erfolgreich vermieden wird. geoff tates immer wieder gern
gehörte ausnahmestimme und ronnie james dios gelungener gastauftritt
runden das ganze zu einem sehr schönen rock-/metal-album ab,
an dem all diejenigen ihre freude haben dürften, die om I
lieben und sich dennoch nicht von übersteigerten erwartungen
an den nachfolger haben verrückt machen lassen. man darf gespannt
sein, wenn queensrche das ganze auf die bühne bringen, vielleicht
sogar als zweiteiliges set?
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riverside
second life syndrome

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polish
prog
dass
prog-konzerte in polen offenbar einen besonderen reiz haben,
kann man an diversen live-dvd-veröffentlichungen ablesen
(man befrage dazu nur mal fish oder arena). polnische progbands
auf internationalem
level waren in der vergangenheit jedoch nicht gerade ein massenphänomen.
"riverside" versuchen seit einigen jahren, dies zu ändern
und mit ihrem 2005er album "second life syndrome" gelingt
ihnen ein hochklassiges musikalisches statement in überzeugender
manier. durchweg proggige tracks mit
längen zwischen knackigen dreieinhalb und epischen 15 minuten
zeigen eine band,
die mühelos
mit genregrößen wie marillion oder iq mithalten kann,
an erstere erinnert bisweilen die stimme des sängers, an
die letzte (düstere)
iq-veröffentlichung "dark matter" der gesamtsound des albums.
zwischenzeitlich eingestreute härtere passagen lassen dann auch einflüsse
von dream theater
oder queensryche erkennen, ohne allerdings ein
eigenständiges profil vermissen zu lassen. insbesondere
der viertelstündige
titeltrack und das kurze, ruhige "conceiving you" machen
klar, dass riverside ab sofort zu den bands gehört, die
man beobachten sollte.
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riverside
voices
in my head ep

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modern times?
die
weitgehend ruhig gehaltene ep ist entgegen der cover-abbildung
deutlich weniger düster als das oben besprochene letzte album der
polen-progger und erinnert mit seinen moderneren ambient-artigen sounds
passagenweise ein wenig an das letzte marillion-album. als ergänzung
des bisherigen riverside-schaffens ist "voices in my head" sicherlich
ganz schön, aber
wohl keine zwingende anschaffung. neben den fünf neuen stücken finden
sich noch drei hörenswerte live-versionen von stücken des riverside-erstlings
auf der ep.
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spock's beard
gluttons for punishment

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day
and night
eigentlich
schon von 2005,
zeigt dieses erste
live-album
der
bärte in der nach-neal-morse-ära
ganz deutlich die
große stärke wie
auch die
spürbare schwäche
des rest-ensembles.
spielerisch gibt
es keine kritikpunkte,
die technische
qualität
der truppe und
auch ihr live-zusammenspiel
sind über jeden
zweifel
erhaben. nick d'virgilio
ist stimmlich ein
absolut adäquater
ersatz für
neal morse,
wenn er auch dessen
entertainer-qualitäten
auf der bühne nicht
ganz erreicht.
mit einem kompetenten
ex-drummer
am mikro haben
ja auch schon andere
große
prog-bands der
vergangenheit gute
erfahrungen gemacht...
was
sich aber auf den
letzten beiden studioalben
bereits zeigte,
wird im vergleich
mit älteren
stücken, die noch
aus der feder des
ausnahme-komponisten
neal morse stammen,
überdeutlich: es
hapert
zuweilen schlicht am
songwriting. integrieren
sich einige teile
des aktuellen albums,
wie der sehr schöne
opener "the ballet
of the impact" oder
auch "of the beauty
of it all" hervorragend
ins set, können rohrkrepierer
wie "surfing down
the avalanche" auch
live, wenn auch zweifellos
eher als auf der
studioplatte, nicht
wirklich überzeugen.
Am meisten profitiert
noch der straighte
rocker "climbing
up that hill" von der
live-performance. das
stück klingt wirklich
um klassen besser
als auf "octane". dennoch
fällt gerade in direkter
abfolge mit alten songs
der unterschied am
stärksten auf. folgt
ein über-meisterwerk
wie "harm's way", das
schon zu neal morses
zeiten einer der besten
beard-tracks war, direkt
auf die kurzversion
von "octane", können
die neuen songs
nur verlieren. ähnlich
sieht es auf cd 2 aus,
wenn nach dem mega-epos
"at the end of the
day" stücke vom schwächsten
beard-album folgen
und das ganze schließlich
von "the light",
dem beard-longtrack
schlechthin, beschlossen
wird.
bei
aller kritik sollte
man dennoch nicht
vergessen, dass
spock's beard auf
grund ihrer
herausragenden
musikalischen fähigkeiten,
ihrer live-präsenz
und ihres sehr guten
und sympathischen
(ersatz-) vokalisten
noch immer zu den
herausragenden prog-
und rock-acts des
planeten zählen und
zumindest live den
verlust
von neal
morse recht erfolgreich
kompensieren konnten.
wenn ihnen dies
auf zukünftigen alben
auch in kompositorischer
hinsicht gelingt,
muss man sich um die
zukunft der bärte
keine sorgen machen.
"gluttons
for punishment" ist
für den fan
jedenfalls in mehrfacher
hinsicht
ein interessantes
album, bekommt er
darauf
doch einen sehr
guten einblick in
den beardschen
transformationsprozess
(samt seiner schwierigkeiten)
und erhält (was
für
den
alltag
sicherlich
wichtiger
ist)
die essenz von octane
in live-versionen,
die die studiosongs
ziemlich alt aussehen
lassen – wenn
auch die produktion
etwas
"knackiger " und
basskräftiger
sein könnte.
als einstieg in den "wahren"
beard-kosmos
eignen sich meilensteine
wie "the beard
is
out there" allerdings
besser. |
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