die cd-ausbeute 2009

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amorphis

skyforger

skyforger

 

 

the sky is yours

dass unserer finnischen lieblingsband der sängerwechsel gut getan hat, war ja schon auf den letzten beiden alben festzustellen. doch ein statement wie "skyforger" hätten ihnen wohl auch die optimistischsten fans nicht zugetraut, hatte man doch befürchtet, nach der großtat "elegy" von 1996 könnte nichts derart grandioses mehr kommen. doch wer den unglaublichen opener "sampo" einmal gehört hat, fragt sich ernsthaft, ob "elegy" tatsächlich das ende der fahnenstange gewesen ist.

was amorphis in den folgenden neun stücken zelebrieren, ist großartiger, melodisch-düsterer metal, der nicht nur kuttenträger sondern ebenso die dark-rock-fraktion begeistern dürfte. insbesondere düsterrocker vom schlage "silver bride" oder des gitarrentraums "the sky is mine" werden auch bei den kajalstift-mädels gut ankommen. alle tracks aufzuzählen, erübrigt sich, das niveau wird durchgängig gehalten, es ist kein filler auf dem album und nach dem meisterwerk "sampo" verspürt man auch keinerlei verlangen, die platte vorzeitig zu beenden. hyvää suomi!

 

dream theater

back clouds & silver linings

back clouds & silver linings

 

 

viel licht wirft kurze schatten

aller guten dinge sind sechs. mehr ist nicht drauf, aber mit diesem halben dutzend stücken füllen unsere lieblingsprogger locker die gesamtkapazität einer cd.

los geht's mit dem programmatischen "a nightmare to remember" einer düster-metallischen achterbahnfahrt durch dunkelheit und negative gefühle, angereichert mit allerlei musikalischen zitaten früherer dt-werke. prinzipiell ganz gut das ganze, allerdings mit ein paar längen.

vielleicht fällt das auch nur auf, weil danach mit dem halb so langen "a rite of passage" ein sehr kompaktes progmetal-feuerwerk folgt, dessen zentrales riff das zeug zum klassiker hat – und der perfekte mitsing-refrain zukünftige gigs bereichern dürfte. großartig!

das kürzeste ist dann leider auch das schwächste. die halbballade "withered" ist zwar nett anzuhören, mehr aber auch nicht. sehr mainstreamig, aber dafür doch nicht einfallsreich genug – insbesondere der vorherhörbare refrain ist arg langweilig geraten.

macht aber nix: schnell zum nächsten weitergeskippt. "the shattered fortress" – ebenfalls durch diverse dt-zitate angereichert, würde sich vom härtegrad her auch gut auf der "train of thought" machen. kein klassiker, aber ein sehr solides stück, das seine reize erst nach mehrmaligem durchlauf voll entfaltet.

und dann wird's schwierig: licht und schatten lagen wohl selten bei einem dream-theater-stück so eng beieinander wie im – über weite strecken meisterhaften – "the best of times". dem sehr lang(atmig)en und z.t. hart an der kitschgrenze surfenden klimper-fiedel-intro folgt dann ein gänsehautmachendes instrumentalgewitter, das in dieser form keine – ich wiederhole: KEINE andere band dieses planeten auch nur ansatzweise hinkriegt. für sowas werden wir sie immer lieben. die dann folgende liebeserklärung an mike portnoys verstorbenen vater hätte man wohl nicht schöner vertonen können – allerdings mit einer ausnahme: die 80er-jahre-kitsch-keyboards im mittelteil hätte jordan ruddess besser weggelassen. ansonsten: hut ab vor diesem monument!

und das beste: es geht auf diesem niveau weiter. als krönenden schlusspunkt nach all diesen musikalischen erlebnissen zaubern die 5 theatermacher das opus magnum "the count of tuscany" aus dem hut, das an musikalität, dramatik und gesunder härte alles vereint, was wir an ihnen so lieben.

fazit: in teilen ein meisterwerk, etwas gekürzt und gestrafft hätte es glatt den ewigen klassikern vom schlage "images and words" oder "awake" paroli bieten können.

nachtrag für liebhaber: unbedingt die 3-cd-edition kaufen, denn mit den 6 coverversionen auf der einen bonusscheibe zeigen portnoy und kollegen, warum sie da stehen, wo sie stehen. noch nie hat es eine band geschafft, iron maiden zu covern und das gecoverte stück besser zu spielen als das original. das ist ihnen mit der aufwertung von "to tame a land" eindrucksvoll gelungen. und wenn ich jetzt noch schwärme, dass sie es auch noch geschafft haben, ein unsägliches 80er-hardrock-stück einer noch unsäglicheren 80er-hardrock-combo namens "zebra" (kennt die noch einer?) so zu spielen, dass es aus dem stand mit dt-eigenen kompositionen locker mithalten kann, höre ich mich an, als wäre ich dafür bezahlt worden. daher jetzt: stopp! hört's euch einfach selber an!

 

iq

frequency

frequency

 

 

auf frequenz

wer das erwartbare erwartet hat, sieht sich bestätigt: auch mit ihrem neuen album bleiben iq ihrer in den vergangen 25 jahren immer weiter verfeinerten linie treu. proggige, hochmelodische und nicht allzu harte stücke, die sich im regelfall weit jenseits der 5-minuten-länge bewegen und von gitarre, keyboards und peter nicholls unverwechselbarer stimme gleichermaßen getragen werden. perfekt für alle, denen arena zu hart (?) und marillion zu mainstreamig geworden sind.

auch diesmal sind neben eher balladesken tönen wieder hochkarätige prog-epen an bord ("frequency" und das phasenweise sehr angenehm an die alten genesis erinnernde "the province"). vielleicht kein geniestreich wie "subterranea" oder "dark matter" (dafür fehlt ein "sacred sound") aber schon auf grund der o.g. tracks mehr als hörenswert.

 

mr. irish bastard

st. mary's school of drinking

st. mary's school of drinking

 

 

kurz und knackig

nach dem debüt-geniestreich "the bastard brotherhood" vom vergangenen jahr legen die irischen münsteraner (oder münsteraner iren?) zur überbrückung eine 7-track-ep vor, die sich nahtlos an die folkpunk-partykracher des vorgängers anfügt.

ob der opener "the curse of the red-haired woman" oder mitsingnummern à la "stupid bastards" oder "home": die bastards machen's wieder richtig klar! lediglich das relativ ruhige "hate & loathe" fällt etwas ab – mit der göttlichen coverversion des sisters-klassikers "temple of love" zeigen sie allerdings einmal mehr, wozu sie fähig sind. don't miss them live!

 

new model army

today is a good day

today is a good day

 

 

this album is a good album

nach dem (trotz des titels) etwas höhepunktsarmen "high" hat die army mit dem – natürlich ironisch betitelten – "today is a good day" wieder zu alter wut, stärke und kreativität zurückgefunden. kaum schwachpunkte, dafür aber energiegeldene kompositionen in typischer army-manier ("peace is only", "bad harvest") prägen das album und reihen "tiagd" in die großen nma-veröffentlichungen der 80er und 90 jahre ein. dass man sullivans atmosphärisches solo-meisterwerk "ocean rising" in etwas veränderter version mit aufs album gepackt hat, ist da nur konsequent – und zudem ein schöner service für all diejenigen, die die erstveröffentlichung unerklärlicherweise verpasst haben.

mit dem wütend-dynamischen "states radio" haben justin sullivan und co. dann sogar wieder eines dieser seltenen dramatischen kleinode zwischen politpunk und folkrock im portfolio, das so nur die army schreiben kann. ein würdiger nachfolger für 51st state oder get me out. arm yourselves and run!

 

pearl jam

backspacer

backspacer

 

 

surfer's paradise

und noch eine heldentruppe des alternative rock, die vorschnelle mainstream-musikschreiberlinge schon abgeschrieben (sorry für diese formulierung!) hatten. auch die westküsten-rocker um obersurfer eddie vedder melden sich mit einem zwar kurzen, aber umso kompakteren und gelungeneren album zurück. es macht spaß zu hören, wie "seattle's finest" wieder zum guten alten rock'n'roll zurückgefunden haben. "just killers, no fillers" – um mal wieder ein altes rockklischee zu bemühen – hier trifft's mal zu. nebenbei hat man mit "amongst the waves" als höhepunkt noch die schönste surferhymne aller zeiten ins album gebettet. daumen hoch!

 

queensryche

american soldier

american soldier

 

 

here comes the war

ernstes thema, gutes konzept. die spezialisten in sachen "metal-konzeptalbum" haben sich dem leider noch immer aktuellen thema irakkrieg angenommen und vertonen auf ihrem neuen album die schrecken des krieges aus der sicht der hauptbeteiligten – amerikanischer soldaten mitten im albtraum ihres lebens.

dabei setzt sich die tendenz fort, die schon auf den letzten beiden alben "om II" und "take cover" zu beobachten war: queensryche befinden sich nach jahren der stagnation wieder auf dem aufsteigenden ast und haben nun mit "american soldier" ein album am start, das mit vielen qr-veröffentlichungen der vergangenheit mithalten kann. einen einzelnen track herauszuheben ist schwierig, das ganze wirkt am besten in seiner gesamtheit. dass geoff tates stimme nach all den jahren noch immer ebenso makellos wie kraftvoll ist, beeindruckt und begeistert.

 

subway to sally

kreuzfeuer

kreuzfeuer

 

 

kreuzbrav

lassen titel und cover schon einiges erwarten und war auch das niveau des vorgängers erfreulich hoch, so fangen subway to sally diesmal leider recht schwach an, um dann stark nachzulassen. die stücke auf "kreuzfeuer" plätschern weitgehend dahin. die besten moment sind die, die man schon von anderen sts-platten zu kennen glaubt und die texte reißen auch nicht gerade vom hocker. es ist kein richtiges desaster wie damals bei engelskrieger, aber nur "nett" reicht nicht bei einer band, die meisterwerke vom kaliber "foppt den dämon" oder "bannkreis" in ihrer vita stehen hat. zumal, wenn die direkte "konkurrenz" in extremo einen kracher nach dem nächsten veröffentlicht. und wenn dann auch noch die live-show derart daneben geht, wie auf der kreuzfeuer-tour geschehen, dann muss man als fan langsam anfangen, sich sorgen zu machen.

 

transatlantic

the whirlwind

the whirlwind

 

 

riding the storm

sie sind zurück! was man als fan angesichts der verschiedenen projekte aller beteiligten in den kühnsten träumen nicht zu hoffen gewagt hätte, ist eingetreten: die ultimative supergroup des progressive rock ist mit einem neuen album am start und kommt im nächsten jahr sogar auf tour!

dabei ist "the whirlwind" auch tatsächlich dazu angetan, den transtlantic-ethusiasten zu begeisterungsstürmen (sorry für das wortspiel) hinzureißen. es ist als konzeptalbum aus einem guss komponiert und gespielt und zeigt einmal mehr das können und die virtuosität der großen progrock-helden morse, portnoy, trewavas und stolt. im kollektiv sind transatlantic noch weit besser als die summe ihrer mitglieder.

wer auf dem neuen album jetzt bahnbrechend neues erwartet hätte (gibt es so jemanden?), wird möglicherweise enttäuscht sein, wer "smpte" und "bridge across forever" sowie die einschlägigen veröffentlichungen der "stammbands" der protagonisten schätzt, wird wohl auch "the whirlwind" mit anhaltender begeisterung rauf und runter spielen.

 

w.a.s.p.

babylon

babylon

 

 

the four horsemen?

als vier reiter der apokalypse kommen die etwas in die jahre gekommenen metal-urgesteine von w.a.s.p. auf ihrem (80er-kitschigen) plattencover daher, doch ganz so grauslich (oder brutal) wird's dann doch nicht. im gegenteil: gleich mit dem opener "crazy" und seinem unfassbaren killerriff legen die jungs das beste w.a.s.p.-stück seit dem über-song "the heretic" (immerhin von 1989!) vor und machen in dieser schlagzahl bis zum albumende einfach weiter. für freunde des gepflegten 80er-metals mit leichter poser-attitüde und mitgröhl-kompatiblen texten (wie der rezensent einer ist) stellt "babylon" ein highlight dar, das es in dieser form (und auf diesem niveau) eigentlich schon lange nicht mehr gibt. retro im besten wortsinn!

 

wolfmother

cosmic egg

cosmic egg

 

 

back to where we came from

wolfmother machen es einem nicht leicht. erst legen die jungs ein unglaubliches debut vor, dass man schon meinte, led zeppelin hätten sich reformiert und dann trennt man sich nach kurzer karriere und einigen gemeinsamen auftritten und es sieht so aus, als wäre das kapitel dieser band schon wieder zu ende.

und dann das: mit neuen mitstreitern macht frontmann und robert-plant-reinkarnation andrew stockdale einfach weiter, als wäre nichts geschehen und knüpft mit dem neuen album "cosmic egg" direkt da an, wo er vor mehr als vier jahren aufgehört hat. auch diesmal sind neben wenigen langweilern wieder echte hochkaräter dabei, wenn wolfmother auch die genialität von meisterwerken wie "joker & the thief" oder vor allem dem rock-monument "mind's eye" diesmal nicht ganz erreichen.

mit epen wie "in the morning" oder "cosmonaut" zeigen sie dennoch, dass der aufgeschlossene zeppelin- und sabbath-fan noch immer mit ihnen rechnen darf. und nebenbei plündern sie weiterhin ungeniert die 60er- und 70er-fundgrube, gern auch mal auf den spuren der beatles ("far away") oder von t.rex ("cosmic egg"). so können sie unseretwegen gern weitermachen.

 

 

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